FISCHE-HUMMER-KRABBEN – STADTGESCHICHTE (GESAMTKONZEPTION)
Brunnenanlage, Betonwerkstein, Naturglas, Bronze, 2007,
Albert-Post-Platz, Rückwärtige Seite des Rathauses, überführt an diesen Standort 2007
Ein gutes Beispiel für die Mosaikarbeiten von Georg Schmidt-Westerstede ist das Glasmosaik „Fische, Hummer, Krabben“, das er für das Gebäude der Fa. Gardon Dirksen, ein Fischmehl-Mischbetrieb, 1964 angefertigt hat. Vor dem Abriss des Gebäudes 1988 konnte es gerettet werden, blieb lange eingelagert und wurde 2007 auf der Rathausrückseite neu montiert. Der Architekt Ulrich Recker hat die von ihm 2006 entworfene Fassade eigens für diesen Zweck umgestaltet, um das Mosaik hier sinnvoll zu integrieren.
Er entwickelte ein Fassadenband, das sich von der Gebäudetraufe bis auf den Boden erstreckt. Weiße Naturglasplatten, von rückwärts zu beleuchten, und das Mosaik werden von einem schmalen Betonwerksteinrahmen umfasst. Die opaken Glasplatten setzen sich auf dem Boden vor der Fassade fort und führen zu einer Brunnenanlage vor dem Gebäude.
Diese besteht aus einem quadratischen Becken aus Betonwerkstein, das die gleiche Größe wie das Mosaik an der Wand hat. Scheint die Sonne auf das Mosaik, spiegeln sich Hummer, Hai, Plattfische, Krabben und Kabeljau im Becken und tummeln sich sinnbildlich im Wasser.
Im Becken steht ein Sockel mit einer in drei Bereiche geteilten Bronzeplatte. In den drei Teilen sind Stadtmodelle Westerstedes aus den Jahren 1815, 1840 und 2006 zu erkennen.
Recker visualisiert die Stadtentwicklung von der Zeit vor dem großen Stadtbrand über die Umgestaltung durch Amtmann von Negelein bis zum heutigen Ist-Zustand. Zwischen den Modellen symbolisieren Rillen die Bäkenlandschaft um Westerstede und zwei neben dem Brunnen gepflanzte Obstbäume verweisen auf einen Garten, der früher hinter dem Rathaus lag.
Die ganze Anlage thematisiert Traditionen und Geschichte der Stadt und ist in verschiedener Hinsicht eine Referenz an Georg Schmidt- Westerstede.
Ulrich Recker verwendet mit Glas und Beton Materialien, die zentraler Bestandteil von Schmidt-Westerstedes Oeuvre sind. Außerdem weisen sie gläserne und undurchsichtige Oberflächenstrukturen auf, die auch die Mosaike bestimmen.
Vor allen Dingen aber hat der Architekt das Mosaik zu einem Bestandteil des Gebäudes gemacht, es integriert und eingebunden, so dass es nicht wie ein aufgesetzter Fremdkörper wirkt. Damit folgt er Georg Schmidt-Westerstede, der seine Arbeiten immer als integrale Bestandteile ihres Standorts geplant hat.